Alles wird unscharf

Fast auf den Tag genau vor 1 Jahr habe ich in diesem Eintrag vom „unscharfen“ Text in WPF-basierten Applikationen geschrieben. Seither gehört das Wort unscharf zu den absoluten Top-Such-Begriffen, mit denen dieses Blog gefunden wird, was darauf schliessen lässt, dass die Sache einige Leute beschäftigt, wenn nicht sogar nervt.

Es sieht so aus, als wäre Microsoft unterwegs zu einer überraschenden Lösung für dieses Problem, die man als Bestandteil von Windows Vista und Windows 7 betrachten kann: Man macht einfach Text generell unscharf…

Windows 7 verwendet ClearType für Text per Default systemweit, mit nur wenigen Ausnahmen wie etwa der Shell, was eben zur angesprochenen leichten Unschärfe führt. Allerdings muss man sagen, dass Microsoft ClearType um einiges verbessert hat und auch ein eigenes Tuning-Tool dafür mitliefert, damit man auf seiner Hardware das Optimum betreffend Darstellung herausholen kann.

Es gibt in Windows 7 sogar eine etwas versteckte Option, mit der man ClearType ausschalten kann, die z.B. hier (für das englische Windows 7) beschrieben ist, aber so ganz will das nicht klappen: Vieles wird nach dem Ausschalten der Option Smooth edges of screen fonts zwar wieder pixel-scharf, aber Dinge wie die Anzeige der Uhrzeit, Tooltips oder gewisse Kolonnen-Überschriften im Explorer bleiben völlig unbeeindruckt bei der Verwendung von ClearType, und WPF-Applikationen wie etwa das neue Visual Studio 2010 sowieso.

Ich habe mich gefragt, ob die weitgehende Verwendung von ClearType auch damit zusammenhängt, dass Dinge wie der Explorer von Windows 7 als WPF-Applikationen neu geschrieben worden sind. Es ist häufig schwierig, Informationen darüber zu finden, wie genau Microsoft Windows-Interna implementiert; so auch in diesem Fall. Es scheint allerdings unter interessierten Leuten einen gewissen Konsens darüber zu geben, dass das Windows-7-GUI nicht in WPF implementiert sein kann, wie z.B. in einem Posting im Rahmen dieser Diskussion ausgeführt. WPF heisst managed code, der einen gewissen Geschwindigkeitsverlust mit sich bringen kann und für das Framework einiges an Speicher benötigt – beides Dinge, die Microsoft vermeiden musste, um Windows 7 gegenüber Vista deutlich abzuspecken und schneller zu machen, damit es z.B. Netbook-tauglich wird.

Ich denke nicht, dass man das als Votum gegen WPF deuten sollte, im Stile von „Ja, wenn nicht mal Microsoft selbst Dinge mit Hilfe von WPF implementiert…“. Normale Windows-Business-Applikationen sind nun mal nicht dasselbe wie Kern-Bestandteile von Betriebssystemen, wo ganz andere Bedingungen und Anforderungen die Wahl der Mittel erheblich einschränken.

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3 Antworten to “Alles wird unscharf”

  1. André Says:

    Der Explorer ist keine WPF Anwendung. MS hat das bei Longhorn probiert (aus der dort verwendeten Avalon-Technologie wurde dann WPF „erfunden“ und als ultimate Lösung angepriesen und alle stürzen sich auf den Schrott) und dabei sind sie gnadenlos gescheitert. Der Explorer war so was von langsam und träge. WPF verursacht einfach eine solche CPU Last, dass ist unerträglich. Dann dieses verschwommene Bild, da kann man nichts lesen. Ich hab das VS2010 (Beta1) nach 5min ausmachen müssen, da mir die Augen weh getan haben.

  2. Veny Toster Says:

    Ich merke jetzt in diesem Moment, dass ich megos.wordpress.com wesentlich öfter besuchen sollte 🙂 – da komme ich wirklich auf krasse Einfälle


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